….Schwarzwaldmädels hier kommen die Meenzer Bube.
So oder so ähnlich haben die Crackers schon 1983 gesungen. Gerade mal 36 Jahre später wird der Song mit aktuellen Lyrics zur Hymne auf der Radtour von Mainz-Süd zum ersten Auswärtsspiel der Saison beim SC Freiburg!
Schlappe 400km liegen zwischen München und dem Schwarzwaldstadion, dazu noch einige Höhenmeter, die die Durchquerung des Allgäus und des Schwarzwaldes nun mal mit sich bringen. Somit ist klar: An einem Vormittag ist das Vorhaben nicht zu bewältigen. Und so brechen 4 muntere Mainz-Südler schon am Mittwoch Nachmittag auf, um pünktlich zum Anpfiff am Samstag um 15:30 im Stadion zu sein.
Hierbei gibt es eine Premiere: Zum ersten Mal hat sich ein E-Biker unter die Teilnehmer einer Mainz-Süd Radtour gemischt. Auch wenn dieser sich zunächst den einen oder anderen Spruch der M(uscle)-Biker anhören muss: Hier wird niemand ausgegrenzt! Und tatsächlich werden sich die M-Biker noch freuen, einen elektrifizierten Windschattenspender zu haben, der den Gegenwind in den Anstiegen des Allgäus abfängt!
Ein guter Start: 100km auf Nachmittagsetappe
Die Mittwochsetappe läuft besser als geplant. Bei idealem Radwetter legt das Quartett an diesem Nachmittag noch fast 100km zurück! Von der Münchener Blutenburg geht es über Fürstenfeldbruck und Kaufering nach Bad Wörishofen. Dabei finden die Radler noch Zeit auf dem Gelände der Kaltenberger Ritterspiele den Biergarten aufzusuchen und sich zu stärken. Danach gibt es noch einen kleinen Zwischenstopp an einem Getränkemarkt. Die Jungs dort sind überrascht so viele 05er in dieser Gegend zu treffen und es kommt zu einem kurzen Plausch. Als wir erzählen, die kommende Nacht im gediegenen Kurort Bad Wörishofen zu verbringen, kommentiert der Inhaber im breiteten boarsich: “ Do seid’s zeitig im Bett. Do san nur oide Weiba!“ Recht hat er behalten – mit beidem! 🙂
Am nächsten Morgen geht es um 9 Uhr weiter, nachdem der weitere Tourverlauf nochmal ausgiebig diskutiert wurde. Es geht schliesslich quer durch’s Allgäu, wo gegen Mittag Memmingen erreicht wird. Im Laufe des Vormittags wurde das Wetter zusehends schlechter und kurz nachdem die Mittagspause in einer Brauereigaststätte eingeläutet wird, fängt es ordentlich an zu schütten. Eine gute Ausrede um noch ein Weilchen länger sitzen zu bleiben!
Ein fünfter Radler bricht auf
Zur gleichen Zeit kämpft sich ein fünfter Mainz-Südler ans Peloton heran. Unsere Wetterfee Achim musste noch die Nachtschicht auf den Donnerstag arbeiten: Kein Grund für ihn nicht mitzufahren. Nach durchwachter Nacht geht es in aller Früh aufs Rad, mit dem Ziel die 100km Vorsprung der vier anderen zuzufahren.
Als der Memmingen Regen nachlässt, ist das Mittagessen verdaut und es geht weiter über Rot an der Rot und Bad Schussenried bis nach Herbertingen, wo wir im Gedenken an unser nach Mainz zurückgekehrtes Mainz-Süd Mitglied Herbert übernachten. Insgesamt ist die Donnerstagsetappe ca 130km lang. Der zeitweise Regen, der Gegenwind und die Hügellandschaft erschweren das Vorankommen, aber alle sind froh und glücklich über die zurückgelegte Strecke.
Nur Wetterfee Achim hat mit noch mehr Widrigkeiten zu kämpfen: Noch mehr Regen und eine gerissene Kette sowie ein Platten werfen den Nachzügler zurück, so dass es am Donnerstag noch kein Wiedersehen gibt.
Internationales Reitturnier erschwert Hotelsuche
Am Freitag morgen scheint die Sonne wieder und die Bedingungen sind optimal. Es geht entlang des malerischen Donautals über Sigmaringen und Friedingen nach Tuttlingen. Dort beginnt in einem Eiskaffee die Suche nach einem Hotel in Donaueschingen. Doch vergeblich: Wegen des dort stattfindenden Reitturniers sind alle Unterkünfte ausgebucht. Da niemand Lust auf eine Nacht unter freiem Himmel hat, muss die Etappe notgedrungen gekürzt werden. Nach ca 100km Tagesdistanz ist bei Geisingen die Tour beendet. Gut für Wetterfee Achim, der tatsächlich noch am Abend zu den anderen 4 Radlern trifft. Weniger gut für die nun 5 Mainz-Südler, die am Samstag eine noch weitere Stecke als geplant vor sich haben. Und dann ist ja da noch der Schwarzwald, über den man rüber muss…..
Vor diesem Hintergrund gehr es dann auch früher los als an den vergangenen Tagen. Um 7:00 Uhr Frühstück – inmitten zweier chinesischer Reisebusse. Gegen 8:00 Abfahrt. Bis Donaueschingen kann sich das Quintett auf flacher Strecke gut einfahren. Vor und in der Stadt jedoch kommt es zu Verkehrsbehinderungen. Die Stecke führt direkt durch das Pferdelager des Reitturniers. Einige Pferdewagen und der Galopper des Jahres müssen auf deren Rennstrecke überholt und umfahren werden. Dazwischen flattert natürlich immer unsere 05-Fahne im Wind…
Und dann ist es soweit, es geht den Schwarzwald hoch. Über etliche Kilometer geht es stetig mit 5-10% Steigung hinauf. Egal wie fit die einzelnen Teilnehmer auch sind, alle müssen mehr oder weniger auf die Zähne beissen. Nur der E-Biker ist wenig beeindruckt….
Die Anden hinauf – oder nur den Schwarzwald?
Doch die Mühen lohnen sich! Also der höchste Punkt erreicht ist bietet sich ein wunderschöner Ausblick über den Schwarzwald. Und das Gefühl der Radler, unfassbar weit noch oben geradelt zu sein, wird bestätigt: Wie in den Anden laufen auf den Höhen des Mittelgebirges Alpakas umher. Einige Kilometer geniesst man bei leichtem Gefälle ohne Anstrengungen die Aussicht. Dann geht es fast im Schuss ins Tal.
Endspurt Mainzer! Endspurt!!!!
Mit 40-50 Sachen geht es hinab Richtung Freiburg. Die wenigen Autos, die sich trauen die Kolonne der 5 Radler zu überholen, winken z.T. mit SC Freiburg-Schals. Die müden Knochen können sich entspannen, die einzige Sorge ist, wie man ein Überhitzen der Bremsen verhindert.
Auf diese Weise wird viel am Berg verlorene Zeit wieder gut gemacht, so dass genug Zeit ist kurz vor Freiburg nochmal einzukehren. Alle Fünfe sind zufrieden über die geglückte Ankunft und geniessen lokale Küche und ein kühles Bier.
Die letzten Meter auf dem Weg zum Stadion sind dann sehr kommunikativ: „Seid ihr mit dem Rad von Mainz hierher gefahren?“ werden wir an jeder Ampel gefragt. Wir erklären, dass uns der Weg entlang des Rheins uns zu einfach gewesen wäre und wir deshalb die schwierigere Tour von München gefahren sind. Die Reaktionen reichen von ehrlicher Anerkennung bis zu ungläubigen Staunen, wie man sich sowas antun kann.
Ein letzter Besuch im alten SC-Stadion
Die freundlichen Wingertsknorze sind so nett und lassen uns – wieder einmal- die Radtaschen in ihrem Bus parken, denn für das Einchecken im Hotel ist keine Zeit mehr. Verschwitzt wie wir sind und voller Hoffnung auf einen Auswärtsdreier gehen wir auf unsere Plätze. Es ist ein historischer Moment, denn dies ist der letzte Saisonauftakt für den SC im Schwarzwaldstadion – nächstes Jahr soll die neue Arena fertig sein.
Doch leider ist es kein historischer Tag für Mainz 05. Nach einem guten Spiel fallen unsere Jungs nach ca 80 Minuten in einen Tiefschlaf und kassieren innerhalb von 6 Minuten 3 Gegentore – vielleicht doch schon historisch. Fast könnte man meinen nicht wir, sondern unsere Kicker seien mit dem Rad zum Auswärtsspiel gefahren und daher gegen Ende der 90 Minuten ohne Kraft und Konzentration.
Einmal öfter gilt: Das Beste draus machen!
Der Frust sitzt nach dem Abpfiff schon tief. Aber als Mainzer hat man gelernt, das Beste aus allem zu machen. Ein kurzer Abstecher ins Hotel, den Dreck und Schweiss der Radtour und den Frust des Spiels abgeduscht und schon geht es auf in die Freiburger Nacht. Zielsicher geht es zu Weber’s Weinstube, einem Geheimtipp von Georgi dem Georgier (kein Witz), einem SC-Fan der sich mitsamt Sohn und Neffen in den Mainzer Block verlaufen hatte und uns gute Hinweise für die Abendgestaltung gab. Es wird ein lustiger Abend bei leckerem Essen und dem einen oder anderen Drink.
Ein letzter Absacker wurde dann auf dem Rückweg kurz vor unserem Hotel eingenommen. Dort lernen wir Fans von Fortuna Düsseldorf kennen, die in Freiburg die Vereinskasse ihres Knobelclubs versaufen. Es gibt nix was es nicht gibt – wer kennt Mitglieder eines Knobelclubs????
Und schon taucht die Frage auf: Wohin das nächste Mal?
Die Heimfahrt nach München am folgenden Sonntag mit der Bahn ist unspektakulär. Immerhin gibt es keine Verspätung, aber alle Mainz-Südler sind müde und es wird wenig geredet. Das wenige dreht sich dann aber doch häufig um ein Thema: Wann und wohin fahren wir das nächste Mal mit dem Rad zu unseren 05ern?
Einfach sehr schön und ich freue mich schon auf die nächste Tour. Elektro-Adam.